Der Ressourcenkoffer ist eine Art Erste-Hilfe-Paket, den ihr euch zusammenstellen könnt, um über eine Angstattacke oder einen nicht so guten Tag hinweg zu kommen. Er kann wie eine kleine Kraftquelle sein. Und: Wenn ihr euch regelmäßigen mit den Dingen beschäftigt, die euch gut tun und die ihr gerne macht, baut das auch vorbeugend Widerstandskraft - die sogenannte Resilienz - gegenüber belastenden Situationen auf.
In der Fachwelt wird viel diskutiert, ob eine Ablenkung von der Angstattacke gut sei oder sie nicht besser ausgehalten werden soll, weil nur über das Aushalten deutlich wird, was eigentlich die Angst ausgelöst hat. Ich finde es sehr schwer, hier für die eine oder die andere Variante zu stimmen, denn ich empfinde es als legitim, sich zu entscheiden, der Angst auch mal aus dem Weg zu gehen. Sie bekommt in der Regel schon sehr viel Raum und Aufmerksamkeit. Das sollte natürlich auch kein Dauerzustand sein. Nur indem ich mich den Ängsten, Sorgen und Problemen stelle, kann ich sie letztlich Stück für Stück kleiner werden lassen. Eine Angststörung auf Dauer zu ignorieren, gelingt ohnehin nicht.
Wichtig ist auch in diesem Punkt, dass ihr euren eigenen Weg findet, mit diesem Zustand der Angstattacke umzugehen.
Probiert aus, was euch gut tut. Das kann durchaus von Tag zu Tag unterschiedlich sein und sich auch erst mit der Zeit entwickeln.
Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass ich an einem Tag recht gut der aufkommenden Angstattacke begegnen kann. Dann schaue ich mir die Situation an, die mich in diesen Zustand versetzt hat, erkenne vermutlich ein bekanntes Muster und kann die Attacke vorbei gehen lassen. Das dauert meist etwas und dann greife ich auf meinen persönlichen Ressourcenkoffer zurück, um die Erholung von der Angstattacke zu beschleunigen.
An anderen Tagen brauche ich aber einfach Ablenkung, weil die Angststörung gerade wirklich zu viel ist. Dann greife ich sofort zum Ressourcenkoffer. Und das ist in dem Moment auch gut und richtig. Wenn ich mich wieder gefangen habe, kann ich mit etwas Distanz die Situation betrachten, die mich in diesen ängstlichen Zustand versetzt hat und daraus lernen.
Alles, was euch in irgendeiner Form gut tut und euch stärkt!
Eure liebste Entspannungsübung, eure Lieblingsmusik, ein schöner Duft oder ein ätherisches Öl. Ein gutes Buch, ein leckerer, beruhigender Tee, Schokolade, ein lieb gewordenes Erinnerungsstück, ein Stein, eine Muschel, eine hübsche Postkarte, ein Telefonat mir eurem Lieblingsmenschen... Die Möglichkeiten sind fast unendlich!
Als kleine Anregung habe ich euch hier eine Liste von Dingen und Aktivitäten zusammengestellt.
Und der Koffer muss natürlich nicht real existieren. Vielleicht legt ihr euch nur eine Liste auf schönem Papier oder in einem schönen Buch an oder aber ihr packt euch tatsächlich eine hübsche kleine Kiste mit Dingen, die euch gut tun.
Wichtig ist, dass ihr euch diesen Ressourcenkoffer zusammenstellt und ihn anwendet, wenn es nötig ist. Auf diese Weise zu lernen, dass ihr euch selber helfen könnt, ist ganz viel Wert. Ich weiß auch, dass es nicht an jedem Tag und bei jeder Angstattacke funktioniert. Anfangs habe ich meinen Ressourcenkoffer zum Beispiel schlicht vergessen. Aber in den meisten Fällen hat dann eine liebevolle Erinnerung aus meinem Umfeld gereicht, damit ich mich mit meinem Ressourcenkoffer beschäftigte. Und alleine die Frage, was würde mir jetzt gut tun und was kann ich aus dem Koffer jetzt gebrauchen, hat mich etwas von Angst und den negativen Gedanken weg gebracht.
Was immer ihr auch in euren Ressourcenkoffer packen möchtet, seid bitte vorsichtig mit Genuss- und Rauschmitteln wie Kaffee, Alkohol und Drogen. Sie können Angstattacken auslösen. Alkohol und Drogen sind als eine Art Selbstmedikation ohnehin keine Lösung. Sie gehören definitiv nicht in den Ressourcenkoffer!
Was den Kaffee betrifft, sollte jeder Kaffeetrinker sein Maß herausfinden. Bei mir hat Kaffee zum Beispiel gar keinen Einfluss auf Angstattacken und ich kann auch nach einem starken Espresso am Abend noch gut einschlafen. Allerdings trinke ich insgesamt am Tag auch maximal drei Tassen Kaffee. Anderer Menschen reagieren schon auf eine Tasse Kaffee mit großer Nervosität.